Sperber im Nest (1.7.23)

Nach der Mittelspechthöhle erhielt ich von Do den Hinweis auf eine weitere wunderschöne Beobachtungsmöglichkeit. Sie hatte aufgrund der Rufe der Altvögel Sperber am Nest entdeckt.

Darin gab es lange nicht viel zu sehen, zudem war es tricky, denn das Nest war sehr versteckt, und es gab keine Blickmöglichkeit ohne Äste davor. Ohne Hilfe von Do hätte ich das Nest nie und nimmer gefunden: es war weit oben in einer erstaunlich schmalen Fichte, der Blick dorthin war nur innerhalb von 2 Metern möglich.

Letzten Montag war ich das erste Mal dort und sah lange nichts. Nach etwa 3/4 Stunde dann eine erste Bewegung, später nochmals, ein Junges hob seinen Kopf und gähnte. Schnell drückte ich den Auslöser der Kamera in der Hoffnung, dass der Fokuspunkt nicht vorne an einem Ästchen hängen blieb - und hatte Glück.

Bald verliess ich den Schauplatz wieder, um nicht lange zu stören (was übrigens auch für meinen zweiten Besuch gestern Samstag gilt). Dem Aussehen des Kleinen nach und nach der Lektüre von Fachliteratur ging ich davon aus, dass die Jungen noch 10-14 Tage im Nest bleiben würden.

Am Samstagmorgen, den 1. Juli gingen wir nachschauen, wie weit die Entwicklung der Jungen schon fortgeschritten ist. Auf dem Hönggerberg war Jubel und Trubel mit einem Quartierfussballturnier und einem 300m-Schiessen, was uns beinahe zum Umkehren bewog. Wir entschieden uns dann doch, zu gehen, und das lohnte sich denn auch. Ich richtete die Kamera ein, deren Stativ ich ein extra verlängertes Bein verpasste, denn der Weg neigte sich stark, und das Stativ sollte ja nicht kippen und die Kamera möglichst weit oben sein. Und dann - sahen wir nichts. Keine Bewegung im Nest - nichts! War den Jungen etwas zugestossen? nach etwa einer Viertelstunden gaben wir uns einen Zeithorizont von weiteren 15 Minuten. Susanne schaute mit dem Feldstecher in die Nachbarbäume, und entdeckte einen Vogel, es war ein Sperber - offenbar ein Jungvogel mit relativ kurzem Schwanz und bräunlich. Und dann überstürzten sich die Ereignisse. Von oben herab stürzte ein Jungvogel ins Nest hinunter, der vorher gesehene flatterte auch zum Nest, und dann waren plötzlich 3 Jungvögel zu sehen. Die kleinen Sperber waren bereits so weit, dass sie das Nest verlassen hatten. Und dann hörten wir die Rufe - offenbar Warnrufe - eines Altvogels, der aber unentdeckt blieb. Das veranlasste uns, den Ort des Geschehens zu verlassen, um nicht weiter zu stören. Einige Fotos gab es aber doch.

Von oben nach unten: Jungvogel am 26.6., Jungvogel am 1.7., drei Jungvögel im Nest, zwei Jungvögel, einer davon schön aufgerichtet

 

Waldrapp 2 (29.6.23)

Nun sind die Jungen merklich aktiver, so ist auch gut zu erkennen, dass es sich um 2 Junge handelt, vor allem das grössere flügelt oft, wobei die Federschäfte gut zu erkennen sind.

Mittlerweile wird das Nest nicht mehr andauernd von einem Elternteil bewacht, gelegentlich fliegt auch der zweite Vogel auf Nahrungssuche.

A propos Nahrung: Auf dem Waldrapp-Speisezettel stehen Insekten aller Art, besonders Käfer und Heuschrecken, Eidechsen, Schlangen, Würmer, kleine Säugetiere. Bei der Nahrungsübergabe an die Jungen umfasst der Altvogel den Schnabel des Jungen und würgt Nahrung hervor.

Es gibt übrigens Livecams: www.rasgarage.ch oder https://www.zoo.ch/de/zoonews/waldrappe-on-air

 

Waldrapp 1 (21.6.23)

Mitten im Industriegebiet, direkt unter der Abflugschneise West des Flughafens hat sich in Rümlang ein Paar Waldrappe ein Fenstersims der Harley-Davidson-Garage zum Brüten ausgesucht. Mittlerweile wird mindestens 1 Junges gefüttert.

Die beiden Vögel wechseln sich beim Brüten ab, wobei der eine Partner durchaus einige Stunden wegbleiben kann.

Die Vögel stammen von einem Zuchtprogramm in Überlingen in Süddeutschland. Diese Vögel überwintern in der Toscana. Nach ihrer Rückkehr zog das Paar aber wieder weg und fand in Rümlang einen ihm günstig scheinenden Nistplatz.

Seit dem 16. Jahrhundert gilt der Waldrapp in Mitteleuropa als ausgestorben. Normalerweise sind es Felsenbrüter - der Industriebau mag die beiden Vögel daran erinnert haben. Weltweit gesehen ist die Art stark bedroht. Sein Fleisch galt früher als Delikatesse.

In Marokko gibt es  traditionelle Brutkolonien, und in Südspanien haben ausgewilderte Vögel selbst günstige Brutplätze gefunden.

Bilder, von oben nach unten: Der Brütende empfängt den Partner; die beiden begrüssen sich; einer der Eltern mit dem Jungen

 

 

Fortsetzung folgt

Mittelspecht (7.- 9.6.23)

Rund um den Monatswechsel Mai - Juni wären Spechte an Höhlen relativ einfach zu fotografieren, man muss nur die Höhlen mit Jungspechten kennen. Und da liegt genau das Problem: Die Jungspunde rufen nur während einer sehr kurzen Zeit so laut, dass man sie auch hört, und man muss auch zur rechten Zeit am rechten Ort sein, und oft ist das in unwegsamem Gelände, sehr weit oben oder sonstwie kaum "brauchbar".  Meine Vogelschutz-Kollegin Do kennt den Höngger Wald wie ihre Westentasche, und vor allem hat sie in mühseliger Arbeit die Höhlen kartiert. Ihr verdanke ich den Schwarzspecht vor zwei Jahren und den diesjährigen Mittelspecht, mit einer genial gelegenen Höhle, die direkt einer Waldstrasse zugewandt lag, einzig das Licht war suboptimal: entweder war gar keines vorhanden, was zu starkem Bildrauschen führte, oder es war extrem hart, was bei einem mehrheitlich schwarz-weissen Vogel nicht gerade einfach ist. Ich war während dreier Tage insgesamt etwa 7 Stunden vor Ort und konnte so nette Bilder schiessen.

Alle Bilder sind im Archiv zu finden und dürfen für den privaten Gebrauch auch heruntergeladen werden.

Auch einige Filmsequenzen drehte ich, um sie dann zusammenzufügen. Den Film kann man hier sehen. (Achtung: grosse Datenmenge)

Distelfink, Hänfling, Girlitz (31.5.23)

Im Urserental suchten wir nicht nur nach dem Karmingimpel (den wir nur jeweils ganz kurz und weit weg hörten), auch alle anderen Arten interessierten: Braunkehlchen, Wendehals, Neuntöter, Sumpfrohrsänger, Gartengrasmücke und vieles andere mehr. Steinrötel fanden wir keinen, dazu machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Abends regnete es immer wieder, am nächsten Morgen war der Himmel wolkenverhangen, und bald kam ein nicht unerheblicher Wind auf, der zum Beispiel in Andermatt alle Vögel stumm sein liess. Auf einem Parkplatz in Realp hatte vor allem der Fotograf Glück: In den Lärchen trieben sich Birkenzeisig, Distelfink, Girlitz und Hänfling herum. Drei dieser vier Finkenarten könnten aus dem als Tarnzelt missbrauchten Auto heraus bei der Nahrungssuche auf dem Kiesplatz recht nett fotografiert werden.

Von oben nach unten: Girlitz Männchen, Girlitz Weibchen, Hänfling Männchen, Diestelfink (Stieglitz)